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Migration und Religion

Das Forschungsfeld Migration und Religion zeichnet sich durch seine Aktualität und beson­deren Dynamiken aus. Der Migrationsbericht der Vereinten Nationen von 2015 stellt für das Jahr 2015 einen neuen Spitzenwert der globalen Migration fest: 244 Millionen Menschen waren unterwegs auf der Suche nach einem neuen Ort, der ihnen eine menschenwürdige Existenz, Schutz vor Gewalt und Verfolgung oder Zukunftsperspektiven verspricht. Auch wenn die Zahlen der Ankommenden in Deutschland und Europa anwachsen und starke Beachtung finden, so sollte nicht übersehen werden, dass die Binnenmigration in Afrika und Asien quantitativ ungleich bedeutsamer ist. Nach einem Bericht von UNHCR lebten im Jahr 2011 80% aller Geflüchteten in Entwicklungsländern.

Mit dem Bereich „Migration und Religion“ etabliert die Fachhochschule für Interkulturelle Theologie Hermannsburg ein übergreifendes und interdisziplinäres Forschungsgebiet, an dem alle an der FIT vertretenen Fachgebiete mitwirken. Die verschiedenen Perspektiven, u. a. theologische, historische, religions- und diakoniewissenschaftli­che wie auch soziologische und kulturwissenschaftliche, ermöglichen es, die Komplexität des Themas in spezifischen Forschungsthemen aufzugreifen und zu bündeln. Die Relevanz und Vielseitigkeit des Gebiets verdeutlichen die folgende Forschungsthemen exemplarisch :

  • Biblische und andere religiöse Texte erzählen Geschichten über Erfahrungen der Migration in unterschiedlichen historischen und regionalen Kontexten, die theologisch zu reflektieren ist. Biblische wie auch andere religiöse Texte liefern aber auch Begründungen und Positionierungen zu Krieg und Gewalt, die kritisch zu hinterfragen sind (vgl. hierzu die Darstellung im Arbeitsgebiet „Biblische Forschungen in interkultureller Perspektive“ und „Systematische Theologie und Hermeneutik in interkultureller Perspektive").
     
  • Religiös fundierte Deutungsmuster und Überzeugungen wie auch eine gemeinsame rituelle Praxis formen soziokulturelle Zugehörigkeiten, soziale Netzwerke und Identi­tätskonstruktionen in den Ankunftsländern und gestalten die Aufrechterhaltung von Beziehungen zu den Herkunftsländern von Migrierten (vgl. hierzu die Forschungsgebiete „Interkulturelle Geschichte des Christentums“ und „Religionswissenschaft und Interreligiöse Begegnung“).
     
  • Glaubensbasierte Gemeinschaften und Organisationsformen sind häufig Bestandteil migrantischer Bewältigungsstrategien (vgl. hierzu auch die Darstellung im Forschungsgebiet „Missionswissenschaft und Internationale Diakonie“ sowie „Soziale Arbeit in Interkultureller Perspektive“). Religiöse Gemeinschaften und glaubensbasierte Organisationen können die Bedingungen für die gesellschaftliche, ökonomische und politische Inklusion (Partizipation) und Exklusion in ihren jeweiligen Länderkontexten entscheidend mitgestalten (siehe dazu das Forschungsgebiet „Entwicklungsbezogene Arbeit“).
     
  • Migration führt zu religiöser Vielfalt in den Ankunftsländern. Soziale, Erziehungs- und Bildungseinrichtungen müssen mit dieser Diversität umgehen. Sie können diese nicht nur als eine Herausforderung in Bezug auf Inklusionsansprüche, sondern auch als Ressource aufgreifen (vgl. hierzu die Darstellung im Forschungsgebiet „Soziale Arbeit in Interkultureller Perspektive“).

Der Zuschnitt der Arbeitsgebiete der FIT und die fachliche Zusammensetzung des Kollegiums ermöglichen die Erforschung der Zusammenhänge zwischen Migration und Religion aus unterschiedlichen Perspektiven. Dieses Potenzial konnte bereits für kleinere Forschungs- und Publikationsprojekte produktiv genutzt werden, die auch die internationale Vernetzung der FIT widerspiegeln.

Publikationen  

  • Fröchtling, A, Kunz-Lübcke, A und Asamoah-Gyadu, J K (2013): „Babel is everywhere! Migrant readings from Africa, Europe, and Asia”, Konferenzband, Reihe „Studien zur interkulturellen Geschichte des Christentums“, Verlag Peter Lang
  • Asamoah-Gyadu, J K und Ludwig, F (Eds) (2011): “African Christian Presence in the West”, Trenton: Africa World Press