Missionsausschuss beschließt Schließung der FIT mit einer Übergangsfrist
Der Missionsausschuss des Ev.-luth. Missionswerkes in Niedersachen (ELM)* hat am 09.03.2021 beschlossen, die beiden Bachelor-Studiengänge der Fachhochschule für Interkulturelle Theologie Hermannsburg auslaufen zu lassen. Der Hochschulbetrieb wird so lange aufrechterhalten, dass die Studierenden, die das Studium bereits begonnen haben, das Studium abschließen können. Maßgeblich sind hierfür die in den Prüfungsordnungen festgelegten Fristen.
Für den von der FIT in Kooperation mit der theologischen Fakultät der Universität Göttingen angebotenen Master-Studiengang soll nach Möglichkeiten gesucht werden, diesen in Göttingen weiterzuführen.
Das Rektorat steht wegen der Fragen, die sich den Studierenden nun stellen, bereits in Kontakt mit dem Allgemeinen Studierendenausschuss (AStA). Sollten Studierende zusätzliche Fragen haben, steht die FIT ihnen gern Rede und Antwort. Bitte melden Sie sich hierzu gegebenenfalls beim Rektorat oder bei der Geschäftsführung.
Rektorat, Geschäftsführung, Lehrende und alle Mitarbeitenden der FIT bedauern diese schwerwiegende Entscheidung, die vom Missionsausschuss mit finanziellen Notwendigkeiten begründet worden ist, sehr. Einzelheiten zu den Beweggründen des Missionsausschusses sind der Pressemitteilung des ELM vom 09.03.2021 zu entnehmen: PM ELM 09.03.2021
Das Lehrkollegium der FIT hat in einem offenen Brief vom 11.05.2021 an die Leitungen von Trägerstiftung und Trägerkirchen zu dem Schließungsbeschluss Stellung genommen: Offener Brief der FIT zum Schließungsbeschluss
Die Studierenden der FIT haben zwei Petitionen gestartet, mit denen sie sich für den Erhalt der Hochschule einsetzen und Forderungen an das ELM und die drei Trägerkirchen richten: Studierende, ASTA und Semesterticket
Rektor Prof. Dr. Wilhelm Richebächer hält die Entscheidung des Missionsausschusses angesichts der missionarischen, interreligiös-dialogischen und gesellschaftlichen Verantwortung der Kirchen in einer immer multikulturelleren Gesellschaft für einen großen Fehler und begründet das wie folgt:
„Die FIT verkörpert seit 2012 ein Hoffnungszeichen. Sie hat eine neue, praxisorientierte, interdisziplinäre akademische Ausbildung konzipiert, die staatliche Anerkennung erlangt hat. Diese Ausbildung fördert den interreligiösen Dialog, unterstützt den Brückenschlag zwischen internationalen Gemeinden und den Evangelischen Landeskirchen und dient der Zusammenarbeit zwischen Partnerkirchen in Nord und Süd. All das sind unverzichtbare Belange in einer multikultureller werdenden Gesellschaft, in der die Begegnung und das Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher kultureller und religiöser Prägung zunehmen.“
Wie die FIT zahlreichen Reaktionen und persönlichen Äußerungen entnehmen konnte, teilen diese Einschätzung nicht nur viele Freunde, Unterstützer, Kooperationspartner und Alumni der FIT, sondern auch Akteure aus Wissenschaft, Mission und Ökumene.
Auch der Wissenschaftliche Beirat hatte sich in den letzten Monaten und Jahren mehrfach für einen Fortbestand der FIT ausgesprochen: „Die FIT verschafft dem ELM deutschlandweit ein Alleinstellungsmerkmal. Noch wichtiger ist: Sowohl die Zusammenarbeit mit den Partnerkirchen des ELM als auch die Förderung der immer wichtiger werdenden Migrationsgemeinden in Deutschland und ihrer Verbindung zu den Landeskirchen hängt auf Dauer daran, dass die Interkulturelle Theologie durch eine Forschungs- und Bildungsstätte wie die FIT im ELM verankert bleibt.“
Mit der Schließung der FIT geben das ELM und dessen Trägerkirchen ein wichtiges und gesellschaftsrelevantes Bildungsangebot mit einem in Deutschland einzigartigen interkulturellen Konzept auf.
Schlussendlich hatten im Missionsausschuss aber finanzielle Aspekte Vorrang vor inhaltlichen und gesellschaftlichen Wertigkeiten.
In der Pressemitteilung des ELM bringt Landesbischof Ralf Meister von der Ev.-luth. Landeskirche Hannovers gegenüber dem Rektor und dem Kollegium der FIT seinen Dank für die gute Arbeit in den letzten Jahren zum Ausdruck und lässt mitteilen: „Wir als Kirche müssen in Zukunft ganz gezielt daran arbeiten, Interkulturelle Theologie noch viel stärker als bisher als kirchliche Querschnittsaufgabe zu verstehen.“
Ohne akademische Profilierung und Vermittlung von Kompetenzen wie die Befähigung zum interkulturellen Dialog und die wertschätzende Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Religionen und Konfessionen wird die Bewältigung dieser Aufgabe ungleich schwerer.
* Der Missionsausschuss ist das Leitungsgremium des Evangelisch-lutherischen Missionswerkes in Niedersachsen (ELM). Er besteht aus 19 Mitgliedern, die von den Kirchenleitenden Gremien der Landeskirchen entsandt werden. Den Vorsitz des MA hat aktuell Landesbischof Ralf Meister inne.