Flaming fishes
Graduates

Jerusalem 2014

Vom 20. bis 27. März 2014 besuchten 14 Studierende und Mitarbeitende der FIT Hermannsburg unter Leitung von Prof. Andreas Kunz-Lübcke Jerusalem.

Die Geschichte Jerusalems reicht um Jahrtausende zurück. Sie ist Juden, Christen und Muslimen heilig und einzigartig. Die Stadt birgt Konflikte, ihre Geschichte war und ist alles andere als friedlich. Interkulturelles Lernen vor Ort – dafür gibt es wohl keinen besseren Platz auf der Welt als Jerusalem.

Jerusalem - heilige Stadt für Juden, Christen, Muslime

Gelassen und still liegt sie. Auf den Hügeln und Tälern ringsum hat sie sich breit gemacht. In ihr schlummert mehr Geschichte als sonst nirgendwo auf der Welt. Verflucht und gepriesen, verteidigt bis zum letzten Blutstropfen und zerstört mit blindem Hass hat man sie – und doch ist sie immer die geblieben, die sie war: die Stadt die Hoffnung und Frieden und zugleich Konflikte und Streit gebiert.

Die Schechina, die Einwohnung Gottes sei immer noch irgendwo unter den Steinplatten verborgen, über denen sich jetzt majestätisch der Felsendom wölbt. Mohammeds Besuch hier war kurz und bedeutsam zugleich. Ein Abdruck im Felsen bezeuge noch heute, dass er hier zu seiner himmlischen Reise gestartet ist, um den Koran zu empfangen.

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Jerusalem

Unspektakulär silbern schimmert die Kuppel der Grabes- und Auferstehungskirche. Das Kreuz habe genau hier gestanden, hier habe sich der auferstandene Christus den ersten Zeugen offenbart.

Zu viel Geschichte auf engstem Raum

Geschichten haben hier alle zu erzählen: Juden, Muslime und Christen.

Und Geschichte ist hier gemacht worden; zu viel Geschichte auf engstem Raum. Jerusalem schluckt und verdaut. Auch den Unfrieden, die schwelenden Konflikte und die Ungerechtigkeiten.

Wie lässt sich Jerusalem erklären? Wie lassen sich ihre Geschichte und Geschichten 15 Menschen aus Ghana, Nigeria, China, Mexiko, Vietnam und Deutschland erklären?

Jerusalem ist Metamorphose. Die letzten Anschläge liegen lange genug zurück, um in Vergessenheit zu geraten. Jerusalem die (neuerdings) friedliche?

Die wirtschaftliche Entwicklung zum Positiven in Palästina habe die Lust an Bomben geschmälert – sagen die einen. Die brachiale Abriegelung der Palästinensergebiete habe mehr Sicherheit gebracht – sagen andere. Geschichte wird hier gerne so erklärt – wie sie einem gerade passt.

Frömmer ist sie geworden in den letzten Jahren. Neuerdings beleben Pilgergruppen aus Nigeria die Stadt. Die Straßenhändler haben den neuen Wind gerochen und schnell umgelernt – ein paar flapsige Brocken Igbo könnten hilfreich sein bei Geschäftsanbahnungen. Unübersehbar ist auch das Erstarken der jüdischen Orthodoxie im Stadtbild.

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Jüdisch-orthodoxe Männer beim Gebet an der Westmauer in Jerusalem. Die Wand im Hintergrund trennt den Frauenbereich ab

Und doch ist die alte Nervosität geblieben. Das Prozedere beim Betreten des Felsendomgeländes gleicht dem Sicherheitscheck am Flughafen. Ich bin schon durch, hinter mir ruft es plötzlich: Madrich! (Reiseleiter). Einer der Studierenden hat einen Tallit, einen jüdischen Gebetsschal im Rucksack. Welch Ironie: Der jüdischen Security ist ein jüdisches Utensil verdächtig genug, um ihm im christlichen Rucksack den Zugang zur muslimischen Gebetsstätte zu verwehren.  

Es gibt hier zu viele Dinge, die lassen sich so einfach nicht erklären. Schon gar nicht, wenn ein Souvenir zur Bedrohung wird.

„Eine Mutter muss eine große Schürze haben, um die Fehler ihrer Kinder verdecken zu können.“ sagt ein jüdisches Sprichwort.“ Jerusalem braucht eine große Schürze für all ihre Kinder. Wer interkulturell lernen möchte, für den führt kein Weg an Jerusalem vorbei. Schon allein aus dem Grund, dass die Rockzipfel Jerusalems zwei Dinge bereithalten: Entdeckungen und Geheimnisse.

Andreas Kunz-Lübcke

Stimmen zur Reise

"It was really impressive and memorable." (Zhuyuan Xu)

"Personally, wonderful experience, but for the people there: strong feelings crashing together." (Steve Ogedegbe 

"The trip to Israel has encouraged me to continue studying about the history of the three monotheistic religions. It allowed me to see important sacred places to the three religious communities and learn more about the current geographical division of the area. It was very important for me to feel a little bit of the political tension that exists in the place and reflect more on the role that religion plays in social conflicts. In addition, we were able to meet some of the work that Christians do to reach an understanding with people of other faiths and to promote a culture of peace. I enjoyed a lot the company of my fellow students and the professors." (Jose Cuauhtemoc Lopez)